Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Laßt uns anständig wandeln wie am Tag

Lesedauer: 9 Minuten

„Zieht den Herrn Jesus Christus an.”

Römer 13:14

Diese Lektion schärft jedem geweihten Christen Mäßigung ein in Bezug auf jeden Gedanken, jedes Wort und jede Handlung. Sie beginnt mit einer Abgrenzung des göttlichen Gesetzes, indem es seinen Charakter zeigt – das sich auf alle Angelegenheiten des Lebens bezog. „Seid niemand irgendetwas schuldig, als nur einander zu lieben.” Wir können uns dieser Verpflichtung niemals entledigen. Sie begleitet uns jeden Tag und jede Stunde unseres Lebens und dringt in alle Lebensinteressen ein. Wir mögen anderen Forderungen oder Verpflichtungen begegnen oder sie hinter uns haben, aber diese Forderung der Liebe, des Wesentlichen des göttlichen Gesetzes gegenüber der Kirche, gegenüber unseren Familien und gegenüber allen Menschen und sogar gegenüber unseren Feinden ist unsere Pflicht. Warum? Weil Römer 13:8 sagt: „Denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt.” Kein Wunder, daß kein Jude das Gesetz halten konnte! Kein Wunder, daß keiner von den Nationen versucht hat, es zu halten!

Kein Wunder, daß die Schriften das Halten des Gesetzes der Liebe nur Christen vorschlagen, – solchen, die vom Heiligen Geist gezeugt sind und somit sowohl auf die Hilfe der Gnade Gottes in dem täglichen Leben als auch auf die Barmherzigkeit Gottes in Christus vertrauen können, all ihre Mängel und all ihr unbeabsichtigtes Zukurzkommen zuzudecken. Aber es wird von diesen Geweihten erwartet, daß sie jenes Gesetz halten werden. Wer gegenüber diesem Gesetz im Geist und den Absichten des Herzens nachlässig ist, ist für das Königreich nicht geeignet und wird nicht zur „Kleinen Herde” gehören können. Aber mehr als dies kann er auch nicht zur „großen-Schar-Klasse” gehören, denn Gott hat für niemand ewiges Leben vorgesehen, ausgenommen für solche, die jetzt diese Bedingung der Liebe im Herzen, dem Willen oder der Absicht erlangen; und während des Millennium-Zeitalters nur für diejenigen, die aktuell vollkommene Liebe erlangen.

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst

Der Apostel zählt als nächstes einige der verständlichen Gebote auf – das Gebot gegen Ehebruch, das Gebot gegen Mord, das Gebot gegen Diebstahl, das Gebot gegen falsches Zeugnisgeben, das Gebot gegen das Begehren. Alle dieser Gebote setzen einen gefallenen Zustand des Geistes voraus, der außer Harmonie mit Gott ist – ein selbstsüchtiges Herz. Ist es nicht Selbstsucht, das Gegenteil von Liebe, die jemanden dazu führt, die Dinge zu begehren, die anderen gehören? Ist es nicht Selbstsucht, das Gegenteil der Liebe, die zum Stehlen führt? Ist es nicht Selbstsucht, die im Hintergrund von Mord und Ehebruch steht – Eigenliebe, Selbstbefriedigung? Und der Kern von all den anderen Geboten ist Liebe, die selbe Liebe zu unserem Nächsten, die wir für uns selbst haben, der gleiche Wunsch für sein Wohlergehen, sein Gedeihen, sein Glück, seine Gesundheit, usw. Wer daher zu dieser Stellung völliger Weihung gegenüber Gott gelangt, einer Zeugung des Heiligen Geistes, hat diese große Lektion vor sich – seinen Nächsten lieben zu lernen wie sich selbst.

Gut fügt der Apostel hinzu: „Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses”, nichts irgendwelcher Art, das ihm Schaden zufügt. Liebe würde uns dazu veranlassen, so sorgfältig um die Gesundheit unseres Nächsten besorgt zu sein, wie um unsere eigene, so sorgfältig um seinen Ruf besorgt zu sein wie um den unsrigen, so sorgfältig um sein Eigentum besorgt zu sein wie um das unsrige, so sorgfältig gegenüber seinen Empfindungen zu sein wie gegenüber den unsrigen. Was für eine wundervolle Welt wird es sein, wenn das Königreich von Gottes liebem Sohn im Millennium-Zeitalter die ganze Menschheit geistig, moralisch und physisch zurückgebracht haben wird zu der ursprünglichen Vollkommenheit der menschlichen Natur nach dem Bild und der Ähnlichkeit des Gottes der Liebe – nachdem er allen Widerstand zur Zusammenarbeit ausgetilgt hat.

Es ist höchste Zeit, aus dem Schlaf zu erwachen

Wir müssen im Gedächtnis halten, daß der Apostel seine Botschaft an Christen richtete, in welchen das neue Leben begonnen hatte. Seine Sprache zeigt, was, wie wir wissen, öfters der Fall ist, daß nach den frühen christlichen Erfahrungen der Abwendung von der Sünde zur Gerechtigkeit, von der Unkenntnis und dem Aberglauben zum Glauben und zur Erkenntnis und von den Empfindungen des Fremdlings zu der Verwirklichung der Annahme und Mitgliedschaft in der Familie Gottes, es später zu einem bestimmten Maß von Sorglosigkeit und Schläfrigkeit kam. Es kommt ein Geist der Welt herein, der die Neue Schöpfung zu überwältigen droht. Die wunderbare Wahrheit verliert etwas von ihrer Frische, Klarheit, Schönheit und ihrer Würze. Es wird nach etwas Neuem Ausschau gehalten, und es wird von dem Widersacher vorgesehen nach der Richtlinie von mehr oder weniger Selbstbefriedigung in irdischen Dingen.

Die Stärke der neuen Erfahrung wirkt und geistige Schläfrigkeit nimmt ihren Anfang. Die Erfahrung zu erkennen, daß unsere Sünden vergeben und wir in die Familie Gottes aufgenommen worden sind, und die Notwendigkeit die Lektionen der Schule Christi zu lernen wird beträchtlich vergessen. Einige von diesen rufen aus: „Wo ist die Glückseligkeit geblieben, die ich kannte, als ich zuerst den Herrn erkannte? Wo ist die die Seele erfrischende Sicht von Jesus und seinem Wort? Solch ein Schrei zeigt ein Erwachen von der Art an, mit der der Apostel zu ermutigen wünschte. Mit anderen Worten sagt er in dieser Lektion: „Und dies [tut] als solche, die die Zeit erkennen, daß die Stunde schon da ist, daß ihr aus dem Schlaf aufwacht! Denn jetzt ist unsere Errettung näher, als da wir zum Glauben kamen: Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe. Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anziehen.” Der Gedanke ist hier nachweislich ein doppelter:

  1. Wir, die wir Christus angenommen haben, sollten erwacht sein. Jeder Tag, jede Woche, jeder Monat und jedes Jahr sollte uns mehr erwacht finden und eifriger und unsere wundervollen Vorrechte mehr wertschätzend.
  1. Von welchem Standpunkt wir die Angelegenheit auch betrachten, muß es sein, daß die Nacht weit vorgerückt ist. Es muß sein, daß der Morgen der neuen Zeitverwaltung nahe ist. Der Apostel schrieb, nachdem viertausend Jahre vergangen waren und das fünfte Jahrtausend auf dem Weg war. Wir leben in dieser Zeit, da die ganzen Sechstausend-Jahrtage in der Vergangenheit liegen und der siebte, das Millennium der Verheißung, schon chronologisch begonnen hat.

Von beiden Standpunkten aus mit beiden Argumenten ist es passend für uns, die Werke der Finsternis abzulegen und alles, was mit Sünde und Irrtum zu tun hat, und die Waffen des Lichts anzulegen, um uns auf die Pflichten des neuen Tages vorzubereiten, auf das Morgenlicht, das jetzt scheint.

Die Ermahnung des Apostels ist heute so angemessen wie sie es war, als sie geschrieben wurde und wir halten alle dazu an – ihre Eindringlichkeit gilt uns allen. Nach unserer Einschätzung hat der Herr seinem Volk in der gegenwärtigen Zeit diese Ermahnung des Gelöbnisses, das wir gegeben haben, gesandt, um es aufzuwecken. Ein lieber Bruder sagte kürzlich zu uns: „Ich habe euch schon über mein ungöttliches Leben berichtet, bevor die Wahrheit mich erreichte. Als ich die Wahrheit annahm und mich völlig für den Herrn weihte, erfuhr ich einen Segen großer Freude und des Friedens. Später verlor ich dieses freudige Gefühl in einem beträchtlichen Maß. Zuerst hat der Verlust mich betrübt. Ich suchte es mit Sorgfalt aber ich fand es nicht. Es freut mich mehr euch zu sagen, daß, seitdem ich jenes Gelöbnis nahm und meine ursprüngliche Weihung auf den neuesten Stand gebracht habe, wie sie gewesen war, – seitdem ist die Freude zu mir zurückgekehrt und ich erfreue mich immer kostbarer Verbundenheit und Gemeinschaft mit meinem Herrn. Ich strebe danach dieses Verhältnis fortzusetzen und nicht den Heiligen Geist Gottes zu betrüben, mit dem ich versiegelt worden bin auf den Tag der Erlösung hin”. Wir glauben, daß dies die Erfahrung von vielen ist, und die Lektion für uns ist nicht schwer zu erkennen. Jedes Bemühen, dem Herrn sich zu nähern, durch die Lossagung von Hemmnisssen und das Einebnen des Pfades für unsere Füße, muß sicherlich eine Segen bringen.

Ehrenhaft wie am Tag

Das hier mit „ehrenhaft” übersetzte Wort könnte passender mit „schicklich” übersetzt werden, in Übereinstimmung mit unserem Glauben, unserer Hoffnung, unserer Wertschätzung des Herrn, unserer Wertschätzung des Lichtes am Morgen. Der Apostel erklärt bestimmte Dinge durch Gegenüberstellung wie, daß sie zur Nacht gehören, welche für uns unschicklich sein würde, nicht nur im allgemeinen Sinn, sondern auch im verfeinerten Sinn. Lebe nicht im Rausch. Sicherlich würde es für einen Heiligen unschicklich sein bei einem Festmahl oder einem Fest betrunken zu sein, aber sicherlich gibt es auch mehr verfeinerte Arten von Schwelgereien und von Trunkenheit. Man kann betrunken werden von einem Übermaß von Vergnügen jeder Art oder im Trubel des gesellschaftlichen Lebens. Der wahre Christ muß erkennen, daß all diese Dinge nicht zum Morgen der neuen Zeitverwaltung gehören, Dinge, die nicht mit dem Licht der gegenwärtigen Wahrheit vereinbar sind, welches uns zeigt, wo wir stehen bei der Eröffnung der neuen Zeitverwaltung und welche wundervollen Möglichkeiten erscheinen für das Opfern des gegenwärtigen Lebens und die Erlangung des herrlichen Königreichs.

Als Christen sollten wir nicht wandeln (leben) in ungesetzlichem Verkehr, Lüsternheit und Selbstbefriedigung. Diese Erfahrungen treffen auf einige in einem groben Sinn zu, aber bei anderen sicherlich in einem verfeinerten Sinn. Es gibt keine Gemeinschaft oder Gemeinsamkeit zwischen Licht und Finsternis auf irgendeiner Ebene, weil die beiden gegensätzlich sind. Irgendein Verkehr mit den Dingen der Finsternis, den Dingen der Sünde, den Dingen des Okkulten, den Dingen, die nicht in voller Übereinstimmung mit dem Herrn sind, sind daher ungerechtfertigter, ungesetzlicher Verkehr oder Gemeinschaft. Ähnlich mag Lüsternheit zu einer verfeinerten Art von Selbstsucht führen, Appetit auf die Erfüllung von Wünschen und das Versagen in Übereinstimmung mit unserem Weihegelöbnis irdische Vergnügen zu opfern, um sich am Dienst für den Herrn, die Wahrheit und die Geschwister oder am Gutestun für alle, mit denen wir in Kontakt kommen, zu beteiligen, so wie wir Gelegenheit dazu bekommen.

Der Christ sollte nicht in Zank und Streit leben. Hier mag wiederum ein grober und ein verfeinerter Gedanke offensichtlich sein. In der Welt mag Streit in der groben Bedeutung von Faustkampf und physischem Zusammenstoß gesehen werden und solch bitterer Eifersucht, die zu bösen Taten und Mord führen würde, in der Tat oder im Herzen, oder wir könnten dieses Unterlassungsurteil in einer verfeinerten Weise auf die Heiligen anwenden, als eine Ermahnung, daß unser Leben nicht streitbar sein soll, sondern daß wir dem Frieden folgen und die Interessen des Friedens überall zu fördern suchen, in unseren Häusern, in unserer Nachbarschaft, unter des Herrn Volk nah und fern. „Jagt dem Frieden mit allen nach und der Heiligung ohne die niemand den Herrn schauen wird.” Neid, Eifersucht, sind in einem verfeinerten Sinn fast bei der ganzen Menschheit zu finden. Oft bei der Neuen Schöpfung nicht erkannt ist Eifersucht eine Ursache von großem Schaden in der Kirche, welche der Leib Christi ist. Kein anderes Übel kann für uns und andere zu größerem Schaden führen als Neid und Eifersucht. Wir haben all diese Dinge zu beseitigen.

Zieht den Herrn Jesus Christus an

Hier haben wir den Gedanken. Unsere Herzen sind schon dem Herrn geweiht. Wir sind schon in seine Familie aufgenommen durch die Zeugung Seines Heiligen Geistes. Aber unser Fleisch ist nicht vollkommen und fährt fort Liebe für die vielen Kleider der alten Natur zu zeigen, die wir ausziehen sollen. Nach und nach sollten wir die neuen Kleider anlegen, die himmlische Tracht, an der uns alle sowohl äußerlich erkennen mögen als auch an dem Bekenntnis Kinder Gottes und Brüder Christi zu sein, „Erben Gottes und Miterben Jesu Christi, unseres Herrn”.

Den Herrn Jesus anzuziehen ist nicht das Werk eines Augenblicks noch einer Stunde, noch eines Monats, noch eines Jahres; es ist das Werk eines ganzen Lebens. Aber es sei denn, daß es begonnen hat, sonst wird es nie vollendet werden. Und tatsächlich können wir sicher sein, daß wir die Charaktereigenschaften Christi niemals völlig anlegen können. Der Herr will jedoch unser Bemühen dazu sehen, unser ernsthaftes Ringen, die alte Natur abzulegen und die Werke des Fleisches, und mit den Argumenten der Gerechtigkeit bekleidet zu werden, passend zu unserer Beziehung zu Ihm – die Tracht, die Bekleidung, die uns von der Welt unterscheidet, Gott geheiligt durch Jesus Christus unseren Herrn.

Trefft keine Vorsorge für das Fleisch

Hier kommen wir zu einem wichtigen Punkt, an den wir uns erinnern sollten. Unser Erfolg oder unser Mißerfolg wird sehr davon abhängen, ob wir den Preis gewinnen. Als wir als Neue Schöpfungen eine völlige Weihung gegenüber dem Herrn machten und alle Rechte der menschlichen Natur übergaben, war unser Fleisch nicht einverstanden mit der Abmachung, sondern protestierte. Folglich fand es die Politik mit der Neuen Natur ruhig zu verhandeln gut, Mäßigung in Gerechtigkeit und Selbstopfer zu verhandeln, auch zu verhandeln, daß wir nicht extremer sein sollen als andere, daß wir uns selbst nicht in der Einschätzung anderer törichter machen sollten, dies bringt letztlich Verachtung über den Zweck, dem wir dienen.