Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Was können wir unter dem biblischen Begriff Versöhnung verstehen?

Lesedauer: 16 Minuten

„Denn wenn wir, als wir Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, so werden wir viel mehr, da wir versöhnt sind durch sein Leben gerettet werden. Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben.”

Römer 5:10 und 11

Der Prozeß der Zurückführung des entfremdeten menschlichen Geschlechts in Übereinstimmung mit Gott wird die Lehre der Versöhnung genannt. Die Notwendigkeit für eine Versöhnung oder Aussöhnung zwischen Gott und Seiner menschlichen Schöpfung ist eine der grundlegendsten Lehren der Bibel. Auf ihren Seiten wird wiederholt das Thema des Falles des Menschen und die Notwendigkeit eines Erlösers, das Opferwerk des Christus, angesprochen und das zuletzt kommende Königreich, als der Vermittler, der die notwendige Aussöhnung vollbringen soll. Unser Leittext ist ein Beispiel dafür, was die Schrift über dieses lebenswichtige Thema zu verstehen gibt.

In vielen Kreisen der heutigen Gesellschaft werden jedoch die einfachen Lehren der Bibel, die den Fall des Menschen und seinen gegenwärtigen Stand der Entfernung von Gott betreffen, gering geachtet, und als ein zu primitiver Glaube, um in moderner Theologie vertreten zu werden, abgelehnt. Die Echtheit des Berichtes im 1. Buch Mose über den Eintritt der Sünde in die Welt ist oft verworfen worden, indem man den Inhalt des Buches als Mythologie bezeichnet, der nur aufgrund seines literarischen Stiles Beachtung finden könnte. Dafür wird der Mensch als solcher gezeigt, der ständige Fortschritte bis zum großartigsten Zustand macht, als Ergebnis seiner eigenen erhöhten Anstrengungen. Wie unterschiedlich jedoch stellen die Schriften die Angelegenheit dar.

Der Bericht im 1. Buch Mose

Die zwei ersten Kapitel im 1. Buch Mose zeigen, daß Adam ursprünglich in einem mentalen und moralischen Abbild Gottes erschaffen wurde. Er wurde in eine einem Garten entsprechende Umgebung in Eden versetzt, mit einer üppigen Vegetation, die sein Leben erhalten sollte. Es wurde ihm die Herrschaft über alle niedrigen Tiere gegeben, die in der Luft, auf dem Land oder im Meer waren. In der Tat war Adam König über eine irdische Herrschaft, die von Gott für ihn vorgesehen war. Als einer Seiner Söhne auf der Ebene der menschlichen Existenz erfreute sich der Mensch der Gemeinschaft und der Kommunikation mit dem Himmlischen Vater – ein Bild der Ruhe und Harmonie ausstrahlend, die zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer in dem irdischen Königreich Gottes bestand.

Wie schnell sich jedoch die Szene änderte, als Adam das Gesetz Gottes übertrat. Er verlor das Recht, in dem irdischen Paradies zu wohnen. Dornen und Disteln und Schweiß auf dem Angesicht wurden zu seinem Los, als er für seinen Lebensunterhalt arbeiten mußte. Unter dem Todesurteil begann sein physischer, mentaler und moralischer Verfall, der ihn täglich weiter von seinem ursprünglichen Zustand der Vollkommenheit wegführte. – 1. Mose 3:17 – 24

Unter diesen Umständen der Verdammung und Unvollkommenheit verlor Adam auch das Recht der direkten Gemeinschaft und Kommunikation mit seinem Schöpfer. Er büßte seinen Platz in dem irdischen Paradies, dem ursprünglichen Königreich Gottes, ein. Es wäre ein dauerhafter Verlust geworden, wenn der liebevolle Gott nicht einen Plan der Errettung für ihn entworfen hätte.

Das 1. Buch Mose berichtet über die Erschaffung und den Fall des Menschen. Wenn dieser Bericht nur eine Mythologie ist und nicht als das inspirierte Wort Gottes betrachtet werden kann, dann sind die führenden Persönlichkeiten der christlichen Kirche getäuscht worden. Jesus erwähnte in seinem Dienst an die Juden häufig Personen, die schon im 1. Buch Mose in Erscheinung treten, wie Abel, Noah, Abraham, Isaak und Jakob. – Matthäus 8:11, 23:35 und 24:37

Der große Apostel Paulus bestätigte den Schöpfungsbericht vom 1. Buch Mose, als er schrieb: „Der erste Mensch Adam wurde eine lebendige Seele.” – 1. Korinther 15:45 und 1. Mose 2:7 Wem sollen wir dann glauben? Wir ziehen es vor, uns auf die Seite von Jesus und Paulus zu stellen. Und wir ziehen es vor, das 1. Buch Mose als authentisch anzunehmen und festzustellen, daß jene, die es in Mißkredit ziehen möchten, nicht von der gesegneten Erleuchtung profitieren können, welche es für uns bereit hält.

Ein anderer Einwand ist von jenen gemacht worden, welche die Notwendigkeit einer Versöhnung des Menschen verneinen. Ihr Argument ist, daß Gott dem Menschen einfach einen Akt des Ungehorsams vergeben sollte, besonders das erste Vergehen. Wenn der Bericht über den Fall des Menschen im Garten Eden wahr ist, so überlegen sie, hätte Gott ihm sogleich wieder Seine Gunst zuwenden sollen. Dieser Einwand scheint oberflächlich gesehen plausibel zu sein. Die Grundfrage, die zu klären ist, ist die: Hätte Gott der eigensinnigen menschlichen Schöpfung vergeben können ohne ein Versöhnungsopfer zu fordern?

Gottes Charaktereigenschaften

Bevor die zuvor gestellte Frage beantwortet werden kann, ist es nötig, über den Charakter des Schöpfers und der Umgebung der menschlichen Schöpfung zu sprechen. Die Bibel beschreibt Gott als ein unsichtbares Geistwesen, das großartige Charaktereigenschaften besitzt, die untereinander völlig gleichgewichtig sind. In Kürze ausgedrückt sind die hauptsächlichen Charaktereigenschaften Gottes, Weisheit, Gerechtigkeit, Liebe und Macht. All diese Merkmale wirken ständig zusammen und sind übereinstimmend bei jeder Handlung, die Gott ausführt. Als der große Herrscher des Universums führt Gott all Seine Angelegenheiten in völliger Übereinstimmung mit jedem dieser vier Grundzüge Seines Charakters aus.

Denken wir nun darüber nach, wie Gottes Eigenschaften sich bei der plötzlichen Regung, die Übertretung des Menschen einfach zu vergeben, verhalten hätten. Die göttliche Weisheit hatte einst die Gefahr eines solchen Verlaufs vorausgesehen. Gott hatte zuvor erklärt, daß die Strafe für Ungehorsam der Tod wäre. Wenn Er nun die Folgen des Ungehorsams ändern würde, so würden sowohl andere intelligente Wesen als auch der Mensch daraus schließen, daß Gott veränderlich sei, und man Seinem Wort nicht trauen könnte. Die Schriften erklären aber ausdrücklich, „bei dem keine Veränderung ist noch eines Wechsels Schatten”. – Jakobus 1:17 und Maleachi 3:6

Weiterhin weist die göttliche Gerechtigkeit auf Gottes Stellung als Gesetzgeber des Universums hin. Er ist der große König vieler Schöpfungen, die auf verschiedenen Ebenen existieren, einschließlich der des Menschen. Der Ungehorsam des Menschen gegenüber den gerechten Gesetzen seines Schöpfers stellten eine Rebellion in einem kleinen Teil des weiten Universums dar. Es mußte fair und strikt im Zusammenhang mit jenen für alle gültigen Gesetzen damit umgegangen werden. Es konnte nicht ein Maß der Gerechtigkeit bei dem Menschen angewandt werden und ein anderes für die übrigen der Schöpfung. Die göttliche Gerechtigkeit forderte das gleiche Maß, ein genaues Maß völligen Gehorsams gegenüber dem göttlichen Willen. Die Gerechtigkeit machte es so erforderlich, daß die Todesstrafe ausgeführt würde, wie dies ursprünglich beschlossen war.

Die göttliche Liebe wünschte, daß dem Menschen völlig vergeben werden sollte. In einer weiteren Bekundung der unbegrenzten Weisheit hatte Gottes Barmherzigkeit und Mitgefühl schon einen Weg vorgesehen, auf dem dies durchgeführt werden konnte, ohne die strikten Anforderungen Seiner Gerechtigkeit zu verletzen. Die Lösung war ein Plan zur Errettung des Menschen, der schon bei der Erschaffung des Menschen vorgesehen wurde, mit einem erlösenden Opfer im Mittelpunkt, um Adams verwirktes Leben zurückzukaufen. Der Sohn Gottes wurde beauftragt, diese Aufgabe auszuführen, der er willig zustimmte.

Es sollte für den Logos ein Wechsel der Natur stattfinden, von der geistigen Natur zu dem menschlichen Zustand. Er sollte ein Lösegeld werden, ein genauer Gegenwert zu Adam in seiner Vollkommenheit, und dann freiwillig sein Leben opfern als ein Versöhnungsopfer. Dies betrachtend stellt der Apostel fest, daß wir erlöst worden sind, „mit dem kostbaren Blut Christi als eines Lammes ohne Fehler und ohne Flecken. Er ist zwar im Voraus vor Grundlegung der Welt erkannt”. – 1. Petrus 1:18 – 20 So wurde auf diese Weise die göttliche Gerechtigkeit völlig befriedigt, weil ein vollkommenes menschliches Leben für die Übertretung von Adam geopfert werden sollte.

Durch diese Vorkehrung zur Versöhnung würde Adams Leben nicht für immer verloren sein, sondern in der Auferstehung wiederhergestellt werden auf der Grundlage des Verdienstes des Erlösers. Darüber hinaus würde nicht nur Adam von solch einem Plan profitieren, sondern auch das ganze durch ihn verdammte menschliche Geschlecht. – Johannes 1:29, 2. Korinther 5:18 und 19, Hebräer 2:9 und 1. Johannes 2:2

Dies ist die Methode, die Gott wählte, um Sein Werk der Versöhnung zu bewerkstelligen. Sie enthält eine Logik, die zuerst die Vernunft der Fragesteller nach der Wahrheit zufrieden stellt, und sie widerspricht allen Einwänden, die gegen sie erscheinen. Es ist ein Plan, für den Gottes Charaktereigenschaften der Weisheit, Gerechtigkeit und Liebe von ganzem Herzen Zustimmung geben können, und zu dem die große Macht des Allmächtigen das Versprechen gibt, denselben auszuführen. Tatsächlich wird dem Menschen schließlich vergeben, aber mit einem Verlauf, der eine wertvolle Lektion für ihn vorsieht hinsichtlich des Ergebnisses von Ungehorsam gegen den Willen Gottes. Gottes Plan bereitet einen Pfad vor, der von der Verdammung in Adam zur Gerechtigkeit in Christus führt.

Ein weiterer Beweis

Wenn die Lehre der Versöhnung grundlegend ist, dann sollte es möglich sein, zusätzliche Schriftstellen zu finden, die dies in allen Berichten der Bibel unterstützen. Es gibt genug Beweise, um den gegenwärtigen gefallenen Zustand des Menschen zu zeigen und die Methode, die Gott ersonnen hat, um ihn zu erlösen und wiederherzustellen und den letztlichen Ausgang der Anwendung und Ausführung eines solchen Planes. Betrachten wir zuerst die folgenden Schrifttexte, die zeigen, daß der Mensch sich nicht in Übereinstimmung mit Gott befindet: „Denn wir haben sowohl Juden als auch Griechen vorher beschuldigt, alle unter der Sünde zu sein, wie geschrieben steht: ‚Da ist kein Gerechter, auch nicht einer‘ … Alle sind abgewichen.” „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, daß Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist. Vielmehr nun, da wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt sind, werden wir durch ihn vom Zorn gerettet werden.” „Wie es nun durch eine Übertretung für alle Menschen zur Verdammnis [kam], so auch durch eine Rechtstat für alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens.” „Wißt ihr nicht, daß die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer nun ein Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes.” – Römer 3:9 – 12, 5:8, 9, 18, 19 und Jakobus 4:4

Die Schlußfolgerung ist offensichtlich. Die ganze Menschheit wird als sündig, ungerecht und als in Feindschaft mit Gott beschrieben, die unter Seinem Fluch und Zorn ist. Die gefallene Menschheit steht getrennt von der Gerechtigkeit und Vollkommenheit Gottes und verdammt vor der göttlichen Barriere der Gerechtigkeit. Ursprünglich war der einzige trennende Einfluß zwischen Gott und dem Menschen das Todesurteil für Ungehorsam, aber die Ansammlung vieler Jahre der Entfremdung, Sünde, Erniedrigung und Verderbtheit, hat den Menschen noch weiter von dem göttlichen Bild entfernt.

Als eine Folge des Versöhnungsopfers Jesu wird allen Menschen ein Erwachen vom Todesschlaf garantiert. – Jesaja 26:19, Hosea 13:14 und Johannes 5:28 und 29 Es werden jedoch alle aus den Gräbern zurückkehren mit dem gleichen Charakter, den sie in diesem Leben entwickelt haben. Selbst die edelsten Personen werden ein bestimmtes Maß an Unvollkommenheit besitzen, und das durchschnittliche Schicksal eines Menschen wird zweifellos beträchtliche Spuren der Sünde aufweisen.

Es sei denn, daß Gott einige Hilfsmittel vorsehen würde gleich nach ihrer Auferstehung von den Toten, sonst würde der Mensch sogleich wieder zum Tod verurteilt werden. Die anhaltende Wirkung der Unvollkommenheit würde die Menschen daran hindern, völligen Gehorsam gegenüber dem göttlichen Willen zu zeigen, und sie nur zu einer erneuten Verdammung führen. Dankbar stellen wir fest, daß schon Vorsorge in Gottes Plan getroffen wurde, um die zeitliche Abschirmung der ganzen Menschheit während der tausend Jahre des Messianischen Königreichs einzuplanen, während das große Werk der Wiederherstellung des Menschen vorangeht.

Christus Jesus wird in der Befugnis eines „Mittlers zwischen Gott und Menschen” handeln. [im Griechischen: einer der dazwischen geht, ein Versöhner zwischen Gott und Menschen]. – 1. Timotheus 2:5 Mit Jesus wird die treue Klasse der Kirche des gegenwärtigen Zeitalters sein. Diese geweihten Gläubigen sind auf der Grundlage ihres Glaubens an das Versöhnungsopfer Jesu in ihrem Interesse gerechtfertigt oder in Gottes Sicht gerecht gerechnet vor der Welt. Nachdem ihre Treue und Loyalität gegenüber Gott unter den gegenwärtigen Zuständen der Trübsal, Prüfung und Drangsal geprüft wurde, werden diese imstande sein, mitfühlende „Priester Gottes” zu sein. – Offenbarung 20:6 Sie werden mit Christus als ihrem Haupt das großartige Werk der Zurückführung des Menschen zur Harmonie mit Seinem Schöpfer während des kommenden Tausendjahr-Königreichs durchführen.

Eine Bündnisvereinbarung

Als der alte Gesetzesbund ursprünglich mit der Nation Israel eingeführt wurde, wurde Moses von Gott auserwählt, auf den Berg Sinai zu steigen und direkt von Ihm die Gesetzestafeln zu bekommen. Nach der Bekanntmachung aller Vorschriften für das Volk besprengte Mose die Gesetzestafeln mit dem Blut von geopferten Tieren. – Hebräer 9:19 Wenn die Israeliten fähig gewesen wären, nach den Erfordernissen dieses Bundes im Gehorsam gegenüber Gottes Willen zu leben, würden sie über alle Nationen der Erde hinaus gesegnet sein. – 5. Mose 28:1 – 13

Das ganze Vorgehen deutete eine viel größere und vorteilhaftere Anordnung im Voraus an. Der Prophet Jeremia schrieb: „Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da schließe ich mit dem Haus Israel und dem Haus Juda einen neuen Bund.” „Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben. Und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.” – Jeremia 31:31 und 33

Gott wird einen Neuen Bund mit den Menschen schließen, beginnend mit Israel und schließlich alle Geschlechter der Erde miteinschließend. Anstatt Mose wird Christus als Mittler dieses Bundes handeln. Paulus weist auf Jesus hin als den „Mittler des Neuen Bundes” und stellt zusätzlich fest, daß er „jetzt aber einen vortrefflicheren Dienst erlangt hat, der aufgrund besserer Verheißungen gestiftet worden ist.” – Hebräer 12:24 und 8:6

Jesus und die Kirche, der Christus, werden auf dem „Berg Zion” sein, ein Symbol des geistigen „himmlischen Jerusalem”, das die Angelegenheiten und Gesetze des Messianischen Königreichs handhaben wird. – Hebräer 12:22 und Offenbarung 14:1 An Stelle des Blutes von Tieren wird das Verdienst des Blutes von Jesus sein, welches den Neuen Bund ermöglichen und die Sünde der Welt wegnehmen wird. Der Christus wird die Gesetze und Verordnungen des Königreichs darlegen und all denen beistehen, die willens sind, zu einer vollen Erkenntnis der Wahrheit zu kommen. Alle werden über ihre Vorrechte informiert werden zur Harmonie mit Gott zurückzukehren und ewiges Leben zu erlangen.

Jeremias Prophezeiung führt weiter aus: „Dann wird nicht mehr einer seinen Nächsten oder einer seinen Bruder lehren und sagen: Erkennt den HERRN! Denn sie alle werden mich erkennen von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Größten, spricht der HERR. Denn ich werde ihre Schuld vergeben und an ihre Sünde nicht mehr denken.” – Jeremia 31:34

Das Stiftshüttenbild

Es gibt jedoch noch ein weiteres wunderschönes Bild über das große Werk der Beseitigung der Sünde in der Zeit des Königreichs, das wir in den Erfahrungen der Israeliten unter dem alten Gesetzesbund finden. Um die Unfähigkeit des Volkes nach den Erfordernissen des Gesetzes zu leben, auszugleichen, führte Gott die Stiftshütten-Opfer ein, die Er so wertete, daß sie das Volk in einem „vorbildlichen” Sinn von seinen Sünden reinigten. Der Hohepriester opferte bestimmte Tiere, die von Gott als ein Versöhnungsopfer für Sünde angenommen worden waren. Nachdem die Opfer vollendet waren, konnten die Kinder Israel durch die Priesterschaft Gottes Segnungen für ein weiteres Bundesjahr erlangen.

In den Schriften wird auf Jesus hingewiesen als den „großen Hohenpriester, der durch die Himmel gegangen ist.” – Hebräer 4:14 Seine Fußstapfennachfolger werden seine „königliche Priesterschaft” genannt. – 1. Petrus 2:9 Das Opfer und der Dienst der Kirche, welche während dieses Lebens in Treue bis in den Tod verrichtet werden, machen sie geeignet im Messianischen Königreich ein Teil der Königlichen Priesterschaft zu werden. Als Priester Gottes werden sie zusammen mit Christus herrschen zu dem ausdrücklichen Zweck, die aus dem Grab zurückgekehrte Menschheit zu segnen.

Als ein Ergebnis der Anweisung, in den Wegen der Gerechtigkeit zu gehen und in Übereinstimmung mit derselben zu handeln, wird die Welt allmählich zu dem in Adam repräsentierten ursprünglichen Zustand der Vollkommenheit wiederhergestellt werden. Am Ende des tausendjährigen Königreichs werden sie von all ihren Unvollkommenheiten völlig gereinigt und fähig sein, ohne einen Mittler vor Gott zu stehen.

Wiederherstellung durch einen verheißenen Samen

Es gibt einen interessanten Schrifttext über die Wiederherstellung der verlorenen Herrschaft des Menschen, der im allgemeinen von den meisten Christen übersehen wird. Wir finden ihn in Apostelgeschichte 3:20 und 21 mit der Feststellung: „Den muß freilich der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat.” Hier finden wir eine klare Feststellung, welche das Zweite Kommen oder die Gegenwart Christi in den Angelegenheiten der Erde mit „Wiederherstellung” verbindet, daß heißt, der Wiederherstellung von all dem, was durch den Fall des Menschen verloren ging. Beachten wir, daß dieser Schrifttext nicht auf die Kirche angewandt werden kann, der ein neuer himmlischer Lohn verheißen ist, nicht eine Wiederherstellung zu einem früheren Zustand. Er ist jedoch auf die übrige Menschheit anzuwenden, die gesegnet werden wird durch eine Wiederherstellung von dem, was verloren gegangen war -vollkommenes menschliches Leben im Überfluß. – Lukas 19:10 Als ein Ergebnis des Wiederherstellungsprozeß wird der Mensch seinen ursprünglichen Zustand der Vollkommenheit wiedererlangen, die mentale und moralische Ähnlichkeit mit Gott, die Herrschaft über die Erde und die Übereinstimmung mit seinem Schöpfer. Von dem Apostel Petrus wurde nicht nur diese Aussage gemacht, sondern er weist auch darauf hin, daß „er [Gott] geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Ewigkeit her”. Wie befremdend ist es dann, daß nicht mehr Christen verstanden haben, daß die Königreichs-Epoche geplant wurde, eine Zeit der Segnung und der Wohltat für den Menschen zu sein.

Andere Schriften berichten weiterführend, in welcher Weise die Kirche mitbeteiligt sein wird, die Wiederherstellung des Menschen zu erreichen. Die Berufung der Kirche war nicht beabsichtigt, um zu selbstsüchtigen Freuden himmlischer Glückseligkeit zu führen. Diese besondere Klasse wurde vielmehr von Gott geplant, um als Sein Werkzeug zur Segnung aller Geschlechter der Erde zu dienen. Wir finden einen der frühesten Beweise hierfür in Gottes Segensverheißung an Abraham. Gott sagte zu ihm: „Darum werde ich dich reichlich segnen und deine Nachkommen überaus zahlreich machen wie die Sterne des Himmels und wie der Sand, der am Ufer des Meeres ist; … und in deinem Samen werden sich segnen alle Nationen der Erde dafür, daß du meiner Stimme gehorcht hast.” – 1. Mose 22:17 und 18 Der Apostel Paulus erklärt später, daß der „Same”, der in dieser Verheißung genannt wird, in Wirklichkeit Christus mit seiner Kirche ist. Und er schrieb: „Wenn ihr aber des Christus seid, so seid ihr damit Abrahams Nachkommenschaft [und] nach [der] Verheißung Erben.” – Galater 3:16 und 29

Die wesentlichen Züge des Werkes Christi und der Kirche werden zu der Zeit ausführt werden, in der das Messianische Königreich schon in Umrissen in Erscheinung getreten ist. Die Schönheiten dieser Anordnungen kann vielleicht in der Summe in diesen Worten des Propheten wiedergegeben werden: „Und ich werde dich behüten und zum Bund des Volkes machen, das Land aufzurichten, die verödeten Erbteile auszuteilen, Gefangenen zu sagen: Geht hinaus!, [und] zu denen, die in Finsternis sind: Kommt ans Licht! Sie werden an den Wegen weiden, und auf allen kahlen Höhen wird ihre Weide sein. Sie werden nicht hungern und nicht dürsten, und weder Wüstenglut noch Sonne wird sie treffen. Denn ihr Erbarmer wird sie leiten und wird sie zu Wasserquellen führen.” – Jesaja 49:8 -10

In der Wortwahl dieses Schrifttextes sind reiche Schätze der Wahrheit verborgen. Die breit angelegten Umrisse des ganzen Versöhnungswerkes, die durch die Christus-Klasse ausgeführt werden sollen, werden hierin gefunden. Gottes Absicht wird in ihrer Stellung als Mittler „eines Bundes für das Volk” veranschaulicht. Das Volk, das durch diesen Neuen Bund gesegnet werden soll, sind nicht nur solche, die zu jener Zeit leben werden, sondern es sind auch alle diejenigen eingeschlossen, die im Grab sind.

Für diese „Gefangenen”, die mit den Fesseln der Sünde, des Irrtums, des Aberglaubens und des Todes gebunden sind, wird es das Vorrecht der Christus-Klasse sein, zu sagen: „Geht hinaus … kommt ans Licht!” Dies ist eine andere Ausdrucksweise hinsichtlich der Auferstehung der Toten und der Erleuchtung, welche sie begleiten wird und für alle erreichbar sein wird in der Zeit des Königreichs. Zu jener Zeit werden ihre Einwohner „nicht hungern und nicht dürsten”, und dies nicht nur wegen des Überflusses von natürlicher Speise, sondern auch, weil sie mit der Wahrheit des Wortes Gottes gespeist werden. Durch Prozesse der Anweisung und des Gerichts werden all die Willigen und Gehorsamen der Menschheit auf die Wege Gottes zurückgeführt werden und zum Einklang mit Ihm.

Der herrliche Höhepunkt der Versöhnung

„Dann das Ende, wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt; wenn er alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht weggetan hat. Denn er muß herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat. Als letzter Feind wird der Tod weggetan.” – 1. Korinther 15:24 – 26 Das „Ende”, das hier erwähnt wird, ist nicht „das Ende der Zeit” und auch nicht „das Ende der Erde”. Es ist die großartige Schlußszene der Tausendjahr-Herrschaft Christi und der Kirche. Sie stellt den Höhepunkt von Gottes großartigem Errettungsplan dar, indem sie den Augenblick festhält, an dem die irdische Schöpfung gereinigt und zu dem Zustand der Vollkommenheit zurückgekehrt ist, der durch den Sündenfall verlorenging.

Die Mittlerherrschaft Christi wird dann ihre Zielsetzung erlangt haben und somit keinen Mittler mehr benötigen. Wenn Christus das Königreich dem Vater übergeben wird, wird der Mensch direkt vor seinem Schöpfer stehen, um sich all der Wohltaten der menschlichen Sohnschaft zu erfreuen. Die Versöhnung zwischen Gott und dem Menschen wird vollendet sein, und alle werden jubelnd ausrufen: „Wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben.”