Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Elias feuriger Wagen (2. Könige 2:1-12)

Lesedauer: 8 Minuten

„Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht, Lieblichkeiten in deiner Rechten immerdar.”

Psalm 16:11

Seitdem Bibelforscher erkannt haben, daß Elias Leben eine Prophetie war, und daß er die ganze Kirche in ihren irdischen Erfahrungen vorschattet oder abbildet, ist seine Geschichte um so interessanter und um so logischer. Er war ein treuer Diener Gottes, doch seine größte Prophetie, die seines Lebens, wurde nicht verstanden, auch nicht durch die darauf bezogene Aussage des Herrn: „Siehe, ich sende euch Elia, den Propheten, ehe der Tag Jahwes kommt, der große und furchtbare.” – Maleachi 4:5 Dieser gegenbildliche Elia, beginnend mit Jesus im Fleische, ist da und verkündet seine Botschaft schon viele Jahrhunderte. Wir meinen, daß sich die im Leittext berichtete Wegnahme von Elia im feurigen Wagen auf die Kirche im Fleische bezieht und in unserer Zeit in Erfüllung geht. Alsbald werden sie nicht mehr im Fleische sein, denn der Herr wird sie wegnehmen, wird sie bei sich verherrlichen. Wie der Apostel erklärt, werden sie dem Herrn ‚in der Luft’ begegnen, in der Sphäre der geistigen Überwachung der Erde, in königlicher Macht und großer Herrlichkeit. – 1. Thessalonicher 4:17

Elisa hatte das Vorrecht Elias Nachfolger zu sein, und er wurde wahrscheinlich durch sein tätiges Bestreben und durch Eifer in seinem Bemühen angeleitet Elia zu begleiten und ihm zu dienen. Als Elia im feurigen Wagen weggenommen wurde, wurde durch seinen Mantel, der bei Elisa zurückblieb, manifestiert, daß er nun Elias Nachfolger war und besonderen Segen durch Elias Geist bekam. Während wir mit Gewißheit davon ausgehen, das Elia die Kirche des Herrn im Fleische vorschattet, können wir nun nicht so klar sagen, daß Elisa auch ein Vorbild ist und eine zweite Gruppe von Gottes Volk darstellt, von der in der Schrift gelegentlich von der Klasse der ‚törichten Jungfrauen’ die Rede ist, zuweilen auch von den Dienerinnen der Brautklasse, von ihrem Gefolge, manchmal als Große Schar bezeichnet, deren Anzahl niemand kennt. Sie werden durch große Drangsal gehen und einen Platz vor dem Thron bekommen, nachdem sie es nicht schaffen, mit der Eliaklasse als Miterben Christi auf dem Thron zu sitzen. – Matthäus 25:1 -13, Psalm 45:14 und 154 sowie Offenbarung 7:9 – 17

Auch die Söhne der Propheten können Vorbilder sein. Wenn das zutrifft, können sie eine dritte Personengruppe darstellen, nämlich, Leute, die Elia und Elisa kannten, aber nicht mit ihnen umgingen. Daß die Söhne der Propheten mit Elisa über den Weggang von Elia sprachen, bedeutet nicht unbedingt, daß sie an die Sache glaubten. Sie wußten, daß Elia erwartete wegzugehen, doch ihre Zweifel darüber werden durch die Tatsache ausgedrückt, daß sie danach die Gegend absuchten, ob Elia nicht etwa irgendwo gestürzt, vom Wirbelwind zu Boden geschleudert worden wäre. Ihre Suche und dann ihr Überzeugtsein stehen dafür, daß es Gruppen von Christen geben mag, die daran zweifeln, daß die Kirche tatsächlich in ihre Herrlichkeit eingegangen ist, die aber dann später völlig davon überzeugt sind. Möglicherweise stellen die drei Tage der Suche symbolische drei Jahre dar.

Elia nicht im Himmel

Viel Bibelstudium in der Vergangenheit wurde oberflächlich betrieben. Viel an Lehre und Glaubensbekenntnissen dort wurde für wahr gehalten, und man hat die Bibel daraufhin erforscht, die überkommenen Überzeugungen zu bestätigen, anstatt ihre Richtigkeit in Frage zu stellen. Heutiges sorgfältiges Studium fördert zutage, daß im ganzen Alten Testament kein Wort steht über irgend jemand, der etwa in den Himmel aufgefahren ist, außer im Fall von Elia und in der Schriftstelle: „Und Henoch wandelte mit Gott; und er war nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg.” – 1. Mose 5:24 – irgendwohin. Die Bibel stellt entschieden klar, daß kein Angebot für himmlisches Leben möglich war, bevor Jesus als der Erlöser der Menschen gestorben war. So bestätigt uns die Schrift, daß Leben und Unsterblichkeit durch Jesu Botschaft ans Licht gebracht wurde; davor war zu diesem Thema nichts Klares und Eindeutiges bekannt.

Jesus war der Erste, der die irdische Lebensform durch seine Auferstehungsverwandlung gegen die himmlische Daseinsform eingetauscht hat: „…. getötet nach dem Fleische, aber lebendig gemacht nach dem Geiste.” – 1. Petrus 3:18 Der Kirche ist eine gleiche herrliche Verwandlung zugesagt, und sie kommt auf alle Treuen zu, die in den Fußstapfen des Meisters laufen. Ihre Verwandlung ereignet sich bei der zweiten Gegenwart Jesu. Sie sind die klugen Jungfrauen, die Eliaklasse, und werden jenseits des Vorhangs aus dem irdischen Zustand in die geistige Lebensform übergehen. Diese Verwandlung ist notwendig für ihren Eintritt ins Königreich, denn „Fleisch und Blut [können] das Reich Gottes nicht ererben.” – 1. Korinther 15:20 Etwas später werden Drangsale die Große-Schar-Klasse herausbilden, die von Elisa dargestellt wird. Und noch später wird die ganze Menschheitsfamilie durch das Messianische Königreich Segen erfahren.

Während das Alte Testament nirgends und für niemand eine Einladung ausspricht, in den Himmel zu kommen, sichert das Neue Testament der Kirche eine „hohe Berufung”, eine „himmlische Berufung” zu. – Philipper 3:14, Hebräer 3:1 Apostel Paulus erklärt, daß der Herr andere Segnungen für die Evangeliumskirche vorgesehen hat als für andere. Selbst die Alttestamentlichen Überwinder, zu denen Abraham, der Prophet David, Elia, Elisa, Moses u.v.a.m. gehören, können dieser Kirche nicht angehören, eben weil sie nicht in die Fußstapfen Jesu treten konnten. Ihre Ergebenheit Gott und der Gerechtigkeit gegenüber wird ihnen reichlich gelohnt werden, doch ihre irdische Segnung wird sie im Paradies erreichen, das im Königreich des Messias auf der ganzen Erde errichtet werden wird.

Im Anschluß an die Aufzählung der Treuen aus der Vergangenheit sagt Paulus: „Und diese alle, die durch den Glauben ein Zeugnis erlangten, haben die Verheißung nicht empfangen, da Gott für sie etwas Besseres vorgesehen hat, auf daß sie nicht ohne uns vollkommen gemacht würden.” – Hebräer 11:39 und 40 Mit anderen Worten, die Kirche muß zuerst in ihr himmlisches Erbe eintreten, denn ihre Glieder sind, wie Jakobus sagt, die Erstlingsfrüchte von den Geschöpfen für Gott.

Auf dem Berg der Verklärung

Jesus stellt eindeutig klar, daß Elia nicht in den Himmel gelangt ist, wenn er sagt: „Niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel … .” – Johannes 3:13 Und Petrus bestätigt dies, wenn er sagt, daß der Prophet David nicht in den Himmel gelangt ist, sondern immer noch in seiner Grabstätte in Jerusalem liegt. Petrus will damit sagen, daß keiner von den Propheten in den Himmel aufgefahren ist. – Apostelgeschichte 2:29 Unser großes Interesse an Elias Erfahrungen ist daher in der Tatsache begründet, daß sein sichtbares Auffahren in den Himmel ein Teil seines vorbildlichen Lebenslaufs war, als Vor-Bild für die Kirche im Fleisch.

Jesus eröffnete dreien seiner Apostel, nämlich Petrus, Jakobus und Johannes, eine besondere Vision seiner zukünftigen Herrlichkeit. Was sie sahen, war nicht Gegenwart, sondern eine Schau, wie es Jesus anschließend erläuterte. – Matthäus 17:9 Die verherrlichten Personen waren ebensowenig gegenwärtig, wie die Glorien und Stimmen und Personen, die der Offenbarer Johannes gesehen hat. Petrus, einer der drei, verkündet, daß das, was sie gesehen hatten, eine Darstellung von Jesu zukünftiger Herrlichkeit war. Dennoch sagt er, daß das Wort der Propheten mehr Gewißheit enthielt als die Vision. – 2. Petrus 1:16 – 21 In der Vision war Jesus die zentrale Figur; Moses repräsentierte das Zeit-alter des Gesetzes, das mit Christus zu Ende ging, und Elia stand für das Evangeliumszeitalter, das mit Christus begann.

Gilgal, Bethel, Jericho, Jordan

Elisa wußte, daß Elia seine Verwandlung erwartete, und in dieser Erwartung reisten sie nach Gilgal. Doch der Herr nahm Elia dort nicht hinweg, sondern schickte ihn nach Bethel. Elias Vorschlag, daß Elisa in Gilgal bleiben sollte, läßt darauf schließen, daß Elisa entmutigt war und den Glauben an die Reise verloren hatte. Aber nein, er setzte den Weg fort. Das Gleiche geschah in Bethel, und von da reisten sie nach Jericho. Hier geschah wieder das Gleiche, und sie reisten an den Jordan. Nach der Überquerung des Flusses ging es weiter, aber jetzt ohne einen bestimmten Ort in Aussicht. Doch seit ihrem Aufenthalt am Jordan beobachtete sie eine große Gruppe der Söhne der Propheten, die höchst interessiert waren.

Man kann diese Vorgänge ins Gegenbild auf die Kirche übertragen. Etliche Daten und Zeitpunkte wurden angenommen, die für die angeführten Städte stehen sollten, deren Verwirklichung in unserer Zeit nicht eintraf.

Der Herr hat nicht gesagt, daß die Kirche vor dem Ende der Zeiten der Nationen vollendet wird, doch ein solcher Gedanke war nicht unvernünftig, wenn man verschiedene Schriftstellen betrachtet. Bibelforscher werden dadurch nicht verunsichert und studieren weiter, ganz so wie Elia und Elisa ihren Weg weitergegangen sind, nachdem sie den Jordan überquert hatten. Sie steuern nun nicht auf eine bestimmte verabredete Stelle zu, eben weil Elia nicht angewiesen ist, an irgendeinen anderen Ort zu gehen. Sie setzen ihre Reise einfach fort und warten, daß der Herr seine Verheißung erfüllt und Elia zu seiner Zeit und auf seine Weise wegnimmt.

Feuriger Wagen und Wirbelwind

Während beide ihre Wanderung fortset-zen, ohne Kenntnis davon, wie weit sie gehen würden, sagte Elia zu Elisa: „Begehre, was ich dir tun soll” – Vers 9 – als Belohnung für deine Treue, in der du mich begleitet hast. Elisa antwortete, daß ihm am wichtigsten wäre, ein großes Maß an Geist vom Herrn zu bekommen, den Elia offensichtlich und in so hohem Maß innehabe. Er bekam zur Antwort, daß er diese hohe Segnung nur unter bestimmten Voraussetzungen bekommen würde, daß er nämlich bis zum letzten, bis zur Wegnahme Elias, treu weiter Beistand leistet. Dies war eine schwere Bedingung, denn wenn Elisas Aufmerksamkeit und Zuwendung nachlassen würden, dann entfiele dieser reiche Segen.

Als sie weitergingen, siehe, da trennte sie ein feuriger Wagen voneinander! Das scheint in übertragenem Sinne zu bedeuten, daß die Eliaklasse feurige Drangsale, Verfolgungen, durchstehen muß und von ihren Mitwanderern getrennt wird. Das weitere Symbol eines Wirbelwindes, der Elia in den Himmel entführt, deutet auf weitere Schwierigkeiten und Leiden hin. Im Allgemeinen werden Prophetien nach ihrer Erfüllung verstanden und vorher nur vage. Dies traf auf die erste Gegenwart unseres Herrn zu, was die dort erfüllten Verheißungen anbetraf.

Wir können nicht hoffen, im voraus die ganze Tragweite an Bedeutung des feurigen Wagens klar zu verstehen, und auch den Wirbelwind nicht. Für manche ist der Gedanke, aus dem jetzigen Leben plötzlich, mit Gewalt, in feurigen Plagen usw. weggenommen zu werden, eine schreckliche Aussicht. Diese Meinung trifft für die Eliaklasse nicht zu. Sie warten auf ihre Verwandlung und sind jeden Tag darauf eingestellt; so gehen sie auf ihrer Wanderung ohne Angst voran; im Gegenteil: Wie auch immer sie diesen Lauf vollenden, wird dies der Höhepunkt ihrer Hoffnungen sein, auf den sie so lange gewartet und für den sie gebetet haben – ihre Erlösung.