Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Die Schlüssel der Hölle

Der Überlieferung zufolge wurde angenommen, dass Satan der einzige ist, der die Schlüssel der Hölle besitzt. Aber auch das ist unwahr. In Offenbarung 1:18 spricht Jesus von seinem eigenen Tode und seiner Auferstehung und sagt, dass er die Schlüssel des Todes und der Hölle hat. Das ist lehrreich und tröstend zugleich; denn wenn Jesus die Schlüssel der Hölle besitzt, dann wissen wir, dass es Hoffnung für die darin Eingeschlossenen gibt. Der liebevolle Jesus, der ohne Geld und Lohn Kranke heilte, Aussätzige reinigte, aus Irrsinnigen Dämonen austrieb und Tote zum Leben erweckte, der wird gewiss eines Tages die Schlüssel der Hölle benutzen, um deren Tore aufzuschließen und ihre Gefangenen zu befreien. Dies ist tatsächlich genau das, was nach Aussage der Bibel Jesus tun wird. Dieses großartige Werk wird in der Bibel als die „Auferstehung der Toten“ beschrieben. — Apostelgeschichte 24:15

Wenn Jesus uns unterrichtet, dass er die „Schlüssel der Hölle“ besitzt, so sollen wir ihn nicht so verstehen, dass er buchstäbliche Schlüssel meinte. Dieselben sind vielmehr eins der bedeutungsvollen Sinnbilder der Bibel. Wenn jemand den Schlüssel zu einem Gebäude besitzt, so bedeutet dies, dass er das Recht und die Fähigkeit hat, die Türen dieses Gebäudes aufzuschließen. Von Jesu schreibt der große Apostel Paulus, dass er starb und von den Toten auferstand, und dass er deswegen jetzt Macht oder Autorität über Tote und Lebendige hat. — Römer 14:9

Für wahre Christen steht es außer Frage, dass Jesus ihr Herr ist, der Eine, der Autorität über sie hat. Aber Paulus führt diesen Gedanken weiter aus und erklärt, dass er auch Macht über die Toten hat. Dies ist gemeint damit, dass Jesus die „Schlüssel der Hölle“ hat, und das ist gewiss frohe Botschaft! Es bedeutet, dass alles, was auch immer mit den Toten geschieht, von Jesu getan wird. Und da Jesus den Lebenden ohne Geld und Lohn diente, weil er Mitgefühl mit den Armen und Hilflosen hatte, können wir sicher sein, dass die Segnungen, welche er für die Toten hat, auf der gleichen Grundlage in Erscheinung treten werden. Jesus verurteilte die religiösen Führer seiner Tage, weil sie vom Volke Geld für ihre Dienste erpressten, und wir sind gewiss, dass er heute ebenso ungehalten ist über diejenigen, welche aus Menschenseelen eine Ware machen.

Wie gesagt wird, dass der Hades oder die Hölle Schlüssel hat, ebenso spricht Jesus von deren „Pforten“. Einen Hinweis auf die „Pforten der Hölle“ finden wir in Matthäus 16:18. Diese Stelle ist ein Teil des höchst interessanten Berichtes über Jesu Frage an seine Jünger, für wen das Volk ihn wohl hielte. Der Bescheid der Jünger bezüglich der öffentlichen Meinung über Jesum war nicht sehr befriedigend, und so fragte Jesus sie: „Wer sagt denn ihr, daß ich sei?“ — Matthäus 16:15

Als Antwort auf diese direkte Frage erwiderte Petrus: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn.“ (Matthäus 16:16) Darauf sagte Jesus zu Petrus: „Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut hat dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel… Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.“ — Matthäus 16:17, 18

Diese Feststellung des Meisters ist missbraucht worden, um zu beweisen, dass die Kirche Christi auf Petrus aufgebaut wurde. Aber nicht dies meinte Jesus. Als er sagte: „Du bist Petrus“, war das mit Petrus übersetzte Wort petros, was „ein Stück Felsen“ bedeutet. Als aber Jesus sagte: „Auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde“, gebrauchte er ein davon verschiedenes griechisches Wort, welches einen großen Block oder ein „Felsmassiv“ bedeutet. Jesus stellte lediglich die Bedeutung des Namens Petri dem viel Wichtigeren gegenüber, worauf seine Kirche aufgebaut werden würde.

Und auf was für einen „Felsen [Felsmassiv]“ ist die Kirche Jesu Christi gebaut? Petrus selbst erklärte später, dass Christus der „auserwählte Eckstein“ der Kirche ist. (1. Petrus 2:4-6) Petrus hatte zu Jesu gesagt: „Du bist Christus“, und hierauf bezog sich Jesus, als er sagte: „Auf DIESEN Felsen will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.“ Auch Paulus erklärte: „Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ — 1. Korinther 3:11

In welchem Sinn ist es dann für die „Pforten der Hölle“ unmöglich, die Kirche zu überwältigen? Sowohl im Neuen- als auch im Alten Testament wird deutlich die Tatsache erklärt, dass die Guten und auch die Bösen beim Tode in die Bibelhölle gehen. Wie wir bereits herausgefunden haben, ist die Bibelhölle der Todeszustand. In diesen Zustand der Bewusstlosigkeit gehen beim Tode Heilige und Sünder gleicherweise. Dort gibt es keine Leiden, sondern vielmehr gerade einen ruhigen, traumlosen, friedlichen Schlaf.

Aber der Todesschlaf wird nicht ewig währen, denn Jesus wird die „Schlüssel der Hölle“ gebrauchen, um ihre „Pforten“ aufzuschließen und ihre Gefangenen zu befreien. Ja, jeder wahre Christ, jedes Glied der wahren Kirche Jesu Christi, wird in der „ersten Auferstehung“, wie die Schrift sie bezeichnet, vom Todesschlaf auferweckt werden. Die Pforten der Hölle werden diese nicht überwältigen, nicht im Todeszustand festhalten können. Jesus selbst wurde von den Toten auferweckt, und die Macht Gottes wird durch ihn angewandt werden, um alle seine treuen Nachfolger vom Tode aufzuerwecken. Dies geschieht zu dem Zweck, dass sie „leben und regieren mit Christo tausend Jahre.“ — Offenbarung 20:4, 6

Wir wissen, dass die in der Bibelhölle Befindlichen zur Erde zurückkehren sollen, denn in Offenbarung 20:7, 8, 12-14 wird uns diese gesegnete Zusicherung gegeben. Dort sagt uns Johannes, dass er in dem ihm gegebenen prophetischen Gesicht sah, wie der Tod und die Hölle die Toten herausgaben, die darin waren.

Die Bibel zeigt, dass sie zurückkehren werden, um belehrt, erzogen und gerichtet zu werden — um alle Missetaten und willentlichen Übertretungen wieder gutzumachen. Es wird kein leichter Weg sein, denn „Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten“. Der biblische Gedanke der Läuterung ist nicht der durch Leiden, sondern der durch „Zurechtweisung in der Gerechtigkeit“ unter der „eisernen Rute“ des großen Richters, Christus. Da wird es keine Bevorzugung des Reichen oder Armen, Großen oder Kleinen geben. Sie sollen zurückkehren und eine Gelegenheit erhalten, sich hier auf Erden ewig währenden Lebens zu erfreuen in einer Zeit, da Krankheit, Schmerz oder Tod nicht mehr sein wird. — Offenbarung 21:1-4

Auf den eben erwähnten Text, in welchem uns der inspirierte Apostel versichert, dass die Hölle ihre Toten herausgeben wird, folgt eine andere wunderbare Verheißung mit der Zusicherung, dass die Bibelhölle — die einzige Hölle, an welche zu glauben ein Christ berechtigt ist — vernichtet werden wird. Johannes sagt, dass er sah, wie der Tod und die Hölle „in den feurigen Pfuhl“ geworfen wurden, welcher „der andere Tod“ ist. (Offenbarung 20:14) Feuer ist dem Menschen als eines der verheerendsten Elemente bekannt, und Gott benutzt es in seinem Wort als ein Sinnbild gänzlicher Vernichtung. Diese wird bildlich durch den „feurigen Pfuhl“ dargestellt.

Der inspirierte Apostel sagt uns, dass der „Tod“ und die „Hölle“ in den „feurigen Pfuhl“ geworfen werden sollen. Im nächsten Kapitel, Offenbarung 21:4, erfahren wir: „Der Tod wird nicht mehr sein.“ Das ist der Fall, weil „der Tod“ in den „feurigen Pfuhl“ geworfen wird. Und so wird es auch keine Hölle mehr geben, weil auch die Hölle in den feurigen Pfuhl geworfen wird. Dies stimmt überein mit der Verheißung des Alten Testamentes in Hosea 13:14, wo Gott erklärt, dass es seine Absicht ist, den Scheol — die Bibelhölle — zu vernichten.

Wir haben jetzt das allgemeine Zeugnis der ganzen Bibel erklärt, soweit es sich auf den Gegenstand der Hölle bezieht; und wir haben gefunden, dass es keine Ermächtigung von Gott gibt für den Glauben, dass irgendwo in seinem großen Universum eine Hölle der Qual existiert. Und es gibt im Alten und im Neuen Testament keinen Schrifttext, der bei richtigem Verständnis im Widerspruch zu den eben untersuchten Stellen steht.

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8