Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Das Opfer Jesu — eine Notwendigkeit

Das Menschengeschlecht benötigt mehr, als nur von Sünde gereinigt zu werden! Wie wir gesehen haben, war mit der Sünde eine Strafe verknüpft. Diese Strafe war der Tod. Es war nicht nur der Sterbeprozess, sondern der Tod an sich. Aus diesem Grunde würde das sündhafte Geschlecht für immer tot bleiben, hätte die Liebe Gottes nicht eine Vorkehrung getroffen, wodurch die Todesstrafe von einem anderen bezahlt werden konnte. Diese Vorkehrung geschah durch seinen eigenen geliebten Sohn, Christus Jesus. Darum wird Jesus der „Erlöser“ genannt. Er ist es, der die Welt „aus der Hölle“ erlöst. — Hosea 13:14

Der Prophet Jesaja sagt von Jesu: „Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünden willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten; und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ (Jesaja 53:5) Der Apostel Paulus erklärt, dass Jesus „sich selbst gab zum Lösegeld für alle“. (1. Timotheus 2:6, Elberfelder Bibel) Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt.“ (Johannes 6:51) Alle diese inspirierten Aussprüche des Wortes Gottes zeigen, dass das erste Erfordernis zur Errettung und zum Frieden mit Gott für einen jeden vom gefallenen Menschengeschlecht diese Vorkehrung ist, welche der Schöpfer durch das Opferwerk des Erlösers getroffen hat. Der Apostel Petrus erklärt, dass kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben ist, in welchem wir errettet werden sollen. — Apostelgeschichte 4:12 Aber das Opferwerk Christi allein bewirkt kein Entrinnen vom Tode. Dazu ist es notwendig, dass der einzelne Mensch die Sünde bereut und die Gabe annimmt; d. h. dass er Glauben an das sühnende Blut Christi übt. Darüber hinaus ist es ebenso wesentlich, gegen die innewohnende Sünde anzukämpfen und sich soweit wie möglich von deren herabziehendem Einfluss zu reinigen. In dieser letzteren Hinsicht bilden die Läuterungslehren der Bibel einen Teil des Planes Gottes zur Erlösung und Errettung des Menschen.

Fegefeuer vor dem Tode

Wie wir gesehen haben, bedeutet die Bezeichnung Fegefeuer einen Ort oder Zustand der Reinigung, der Läuterung. Es wird viel in der Bibel über des Christen Reinigen oder Läutern von Sünde gesagt. Aber im Gegensatz zur traditionellen Ansicht vom Fegefeuer, welche behauptet, dass die Gläubigen nach dem Tode durchs Fegefeuer gehen und schließlich in die himmlische Seligkeit und Herrlichkeit eintreten, zeigt die Bibel, dass die Läuterung oder Reinigung des Christen vor dem Tode stattfindet.

„Lasset uns von aller Befleckung des Geistes uns reinigen“, schreibt der Apostel. (2. Korinther 7:1) Vom Christen wird erwartet, dass er dies vor seinem Tode tut, nicht danach. Jesus verglich sich selbst mit einem Weinstock und seine Nachfolger mit Reben an diesem Weinstock. (Johannes 15: 1-8) Dann sagte er, dass sein Himmlischer Vater die Reben reinigt oder beschneidet, damit sie mehr Frucht hervorbringen möchten. Hier wird wieder ein Werk der Läuterung beschrieben, welches im Christen vor und nicht nach dem Tode stattfindet.

Petrus, dessen Wort in der katholischen Kirche so viel Autorität beigemessen wird, schrieb an Christen Folgendes: „Geliebte, lasst euch das Feuer der Versuchung unter euch, das euch zur Prüfung geschieht, nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes; sondern insoweit ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid, freuet euch.“ (1. Petri 4:12, 13- Elberfelder Bibel) Hier haben wir die unmissverständliche Erwähnung von „Feuer“ in Verbindung mit den Erfahrungen eines Christen, aber es ist kein Hinweis auf buchstäbliches Feuer, welches angeblich die Menschen nach dem Tode quälen wird, sondern auf die läuternden Erfahrungen, welche in diesem Leben an den Christen herantreten.

Der Apostel Paulus schrieb: „Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er schlägt aber jeden Sohn, den er aufnimmt.“ (Hebräer 12:6) Nichts in diesem Text zeigt an, dass das erwähnte Schlagen nach dem Tode stattfinden soll. Vielmehr sagt der Apostel den Christen, was sie in diesem Leben zu erwarten haben. Wenn wir den Herrn lieben und er uns liebt und mit uns handelt, so müssen wir erwarten, gezüchtigt oder erzogen zu werden, damit wir seinen Willen vollkommener lernen möchten und geübt werden, ihn treuer zu erfüllen.

Einige der läuternden Erfahrungen des Christen werden vom Herrn veranlasst, denn durch seine gütige Vorsehung wird sein Volk richtig geschult. Aber vom Christen wird auch erwartet, selbst etwas zu tun und auf freiwilliger Grundlage zur Läuterung beizutragen. Paulus schrieb: „Ich betäube meinen Leib und zähme ihn, dass ich nicht den anderen predige und selbst verwerflich werde.“ — 1. Korinther 9:27

Alle diese Stellen aus Gottes heiligem Wort zeigen über jeden Zweifel hinaus, dass im Leben eines jeden Nachfolgers des Meisters ein Läuterungswerk vor sich gehen muss. Auch offenbart die Schrift, dass das große Ziel dieses Läuterungswerkes die Entwicklung der Christen zur Ähnlichkeit mit ihrem Herrn ist. Paulus schreibt, dass es Gottes Wille ist, dass alle, die von ihm berufen werden, zu Ebenbildern seines teuren Sohnes gemacht werden sollen. (Römer 8:28, 29) Und es gibt viele Verheißungen der Bibel, welche zeigen, dass diejenigen, die ihre Sünden bereuen, Jesum als ihren Erlöser annehmen und dann getreu in seinen Fußstapfen des Opferns folgen, indem sie sich bemühen, ihm gleich zu werden, bei ihrer Auferweckung von den Toten seine himmlische Heimat teilen und mit ihm tausend Jahre zum Segen der übrigen Menschenwelt herrschen werden.

Tausend Jahre Fegefeuer

Die eben beschriebenen läuternden Reinigungen schließen nur eine sehr kleine Minderheit des Menschengeschlechtes ein. Jesus bezog sich auf diese Minderheit als eine „kleine Herde“, aber er sagte von diesen: „Es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“ — Lukas 12:32

Wir haben bereits die Tausendjahr-Herrschaft Christi erwähnt. Jetzt erfahren wir von Jesu, dass seine treuen Nachfolger des gegenwärtigen Zeitalters, während sie ihre Zeit der Reinigung durchmachen, darauf vorbereitet werden, sich nicht nur einer himmlischen Heimat mit ihm zu erfreuen, sondern auch mit ihm teilzunehmen an dem Werk, die übrigen des Menschengeschlechtes wiederherzustellen und zu einem Leben in einem weltweiten Paradies auf Erden zurückzuführen; denn das ist das Werk, welches durch das Königreich Christi ausgeführt werden soll. Dieses gewaltige Unternehmen, so offenbart die Schrift, wird zu seiner Erfüllung ganze tausend Jahre erfordern.

Und während dieser tausend Jahre wird die Menschheit im allgemeinen ihre läuternden Erfahrungen durchmachen — ihre Läuterung oder Reinigung von der Unvollkommenheit, die auf Adams Fall zurückzuführen ist. Diese Tausendjahr-Periode, während welcher Jesus und seine Kirche über die Erde herrschen werden, wird in der Bibel auch als ein Gerichtstag beschrieben — dieser besondere „Tag“ wird tausend Jahre lang sein. — 2. Petrus 3:8; Apostelgeschichte 17:31; Offenbarung 5:10

Das „Gerichts“-Werk jenes Tages wird erzieherische Maßnahmen einschließen; oder wie der Prophet es ausdrückt, der Herr wird „viele Heiden [Nationen] strafen in fernen Landen“. (Micha 4:3) Wenn Gottes „Gerichte die Erde treffen, so lernen Gerechtigkeit die Bewohner des Erdkreises“, erklärt der Prophet Jesaja. (Jesaja 26:9, Elberfelder Bibel) Jesus wird der große Richter jenes Tages sein, und von ihm erklärt der Prophet: „Er wird mit Gerechtigkeit richten die Armen und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande; und wird mit dem Stabe seines Mundes die Erde schlagen und mit dem Odem seiner Lippen den Gottlosen töten.“ — Jesaja 11:4

Aus diesem letzteren Text erfahren wir, dass während der Erprobungs- oder Läuterungszeit der Welt schließlich diejenigen vernichtet werden, welche nicht Gerechtigkeit lernen, sondern in ihrem Widerstand gegen den Willen des Herrn fortfahren. Dies stimmt mit der in Apostelgeschichte 3:19-23 berichteten Feststellung des Apostels Petrus überein. In dieser Stelle zeigt Petrus den Zweck des zweiten Kommens Christi auf die Erde, nämlich die „Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge“ einzuführen; d. h. die Wiederherstellung des Menschen-Geschlechtes zum Leben auf Erden. Und dann fügt er hinsichtlich des göttlichen Verfahrens mit der Menschheit während jenes Zeitraumes hinzu, dass diejenigen, welche den Gesetzen jenes Königreiches nicht gehorchen, vernichtet werden. Petrus weist auf Jesum hin als „jenen Propheten“, dessen Kommen Mose voraussagte, und stellt fest: „Welche Seele denselben Propheten nicht hören [ihm nicht gehorchen] wird, die soll vertilgt werden aus dem Volk.“ (Apostelgeschichte 3:23) Nebenbei bemerkt ist beachtenswert, dass Petrus sich auf die ungehorsame „Seele“ bezieht, die vertilgt werden soll.

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