Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Nachfolger

Lesedauer: 7 Minuten

„Jesus sprach nun zu den Juden, welche ihm geglaubt hatten: Wenn ihr in meinem Worte bleibt, so seid ihr wahrhaft meine Jünger; und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.”

Johannes 8:31 und 32

Die Verkündigung unseres Herrn rief immer zwei entgegengesetzte Wirkungen bei den sehr gemischten Menschenmengen hervor, die ihm zuhörten. Die eine Gruppe fühlte sich angezogen, die andere abgeschreckt. Wer voll Stolz und Eigendünkel war und die Finsternis dem Licht vorzog, weil seine Taten böse waren, und weil er feststellte, daß er, sollte er das Licht der Wahrheit zulassen, auch den Charakter an diese Gegebenheit anpassen muß. Wer so dachte, fühlte sich durch Christi Lehren abgeschreckt. Wenn der Herr seinen Dienst mit den heute zur Verfügung stehenden Mitteln tun würde und abhängig wäre von gutwilliger Unterstützung und von Spenden der Leute, wäre diese Unterstützung oft sehr dürftig oder zumindest sehr wechselnd und unzuverlässig. Bei etlichen Gelegenheiten hörten die Menschen sein Zeugnis, wandten sich später ab und folgten ihm nicht weiter, als er unablässig und nachdrücklich auf die Lehren der göttlichen Wahrheit hinwies. – Lukas 4:14, 15, 22, 28 und 29 Zuweilen hingen die vielen Menschen an seinen Lippen – wieder und wieder ließen sie ihn im Stich, und nur eine Handvoll hielt zu ihm. – Johannes 6:60 und 66 – 69

Welche Bestürzung würde in den verschiedenen Kirchen von heute herrschen, wenn der eingesetzte Geistliche dem Beispiel des Herrn folgen würde und den ganzen göttlichen Plan darlegen würde. Im Handumdrehen würde er unpopulär und der Kirchenspaltung beschuldigt. Die großen Kirchengemeinden, die jetzt in die angesagten Versammlungssäle strömen, die den Gottesdiensten und den Lehren Christi geweiht sind, würden das nicht aushalten! Die Leute finden sich dort ein, um unterhalten zu werden mit schönen und meisterlich gehaltenen Vorträgen durch berühmte Redner, die selbstverständlich über die Vorlieben und die Denkweise des Publikums Bescheid wissen, und die predigen, wie es den Leuten gefällt. Die Besucher sind gern bereit, für etwas zu bezahlen bzw. zu spenden, was sie haben möchten, doch die Wahrheit möchten sie nicht haben.

Wer dem Herrn nur eine kleine Weile nachfolgte und ihn dann verließ, hörte natürlich auf sein Jünger zu sein und wurde auch nicht mehr als solcher betrachtet, und er beanspruchte diese Stellung auch nicht länger. Ein Jünger ist ein Schüler, ein Lernender, und wenn jemand kein Student und Schüler Christo, des großen Lehrers mehr ist, dann ist er auch kein Nachfolger mehr. Diese Tatsache war offensichtlich, als der Herr anwesend war, und als sein Name bei den Leuten ein anstößiger Name war. Doch später, als er nicht mehr unter den Menschen war, und als seine Lehre bedenkenlos mit menschlichen Philosophien verquickt war, und das in solch einem Ausmaß, daß die Anstößigkeit verschwand und seine Lehre buchstäblich hohl wurde, dann fingen die Leute an zu behaupten, seine Nachfolger zu sein, lange Zeit nachdem sie früher seine Botschaft verworfen hatten.

Die Formulierung des Herrn „wahre Jünger” deutet darauf hin, daß unterschieden wird zwischen echten und nur nominellen Nachfolgern. Und da wir weiterhin seine wahren, aufrichtigen Jünger sein möchten, wollen wir die Bedingung festhalten, in der uns gesagt wird: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, dann seid ihr wahrhaft meine Jünger.” Die Heuchelei von Jüngerschaft nur dem Namen nach ist dem Herrn ein Gräuel.

Segen liegt auf dem ersten Schritt im christlichen Leben, nämlich dem Glauben an Christus und seine Annahme als unseren Erlöser und Herrn; doch der Lohn aus diesem Schritt hängt ganz und gar von unserem Verbleiben in seinem Wort ab, von unserer Einstellung als wahre Jünger. So zu handeln ist nicht schwierig, doch die Veranlagung des Menschen zum Stolz tendiert dahin, sich von der Einfachheit der göttlichen Wahrheit abzuwenden und nach neuen eigenen Theorien und Philosophien zu suchen oder nach dergleichen von anderen Leuten, die in der Einschätzung der Welt als klug und angesehen gelten, Ausschau zu halten.

Die Belohnung für beharrliche Jüngerschaft ist: „Ihr werdet die Wahrheit kennen”, und nicht die, daß von uns gesagt wird daß wir die sind, „die immerdar lernen und niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können”. – 2. Timotheus 3:7 Hier wird ein Fehler beschrieben, den viele machen; sie versäumen es nämlich, beständig am Wort des Herrn zu bleiben. Sie vertiefen sich in verschiedene menschliche Philosophien, die das Wort Gottes nicht kennen oder es verdrehen und entgegengesetzte Theorien aufstellen. Wer dort Wahrheit sucht, kann sicher nicht damit rechnen, sie irgend zu finden. Und so wird es bleiben. Gottes Wahrheit kann ausschließlich über die von Ihm eingerichteten Kanäle gefunden werden, und diese Kanäle sind der Herr und die Apostel und Propheten. In der Lehre, die sie uns in ihren inspirierten Schriften mitgeteilt haben, sollen wir verbleiben, sie studieren, uns darüber Gedanken machen und dabei auf sie vertrauen und im Glauben unseren Charakter danach formen – das ist es, was gemeint ist damit, im Wort des Herrn zu bleiben.

Dieser Gedanke paßt auch völlig mit dem zusammen, daß wir achtgeben auf all die Hilfestellungen, die der Herr von Zeit zu Zeit aus der Mitte der Brüder im Leib Christi erweckt, wie sie Apostel Paulus aufzählt. – Epheser 4:11 – 15, 1. Korinther 12:13 und 14 Der Herr hat immer solche Hilfsmaßnahmen für die Aufrichtung seines Leibes bereitgestellt, und er wird es bis zum Ende tun; es gehört jedoch zu den Pflichten jedes einzelnen Gliedes, deren Darstellungen der Wahrheit am unfehlbaren Schriftwort zu prüfen.

Wenn wir so im Wort des Herrn bleiben, als ernste und aufrichtige Nachfolger, werden wir sicher „die Wahrheit kennen”, werden in der gegenwärtigen Wahrheit, der echten Wahrheit, fest stehen, und in ihr gegründet und verwurzelt sein. Wir werden auch fest sein im Glauben und imstande, Auskunft zu geben für die in uns wohnende Hoffnung. Wir werden überzeugt für den einst den Heiligen überlieferten Glauben kämpfen, einen guten Kampf kämpfen, Zeugnis für unser Bekenntnis ablegen und unbeirrt Schweres als gute Soldaten Jesu Christi ertragen, was bis zum Ende unseres Laufes andauern kann. Wir werden die Kenntnis der Wahrheit nicht in einem einzigen Anlauf gewinnen, sondern allmählich, Schritt für Schritt, in sie hineingeführt. Jeder dieser Schritte wird sicheren und zuversichtlichen Fortschritt mit sich bringen, und jede Etappe wird uns zu einem höheren Punkt führen, um sowohl zu Erkenntnis als auch zu segenbringenden Früchten eines gegründeten Charakters vorzudringen.

Wenn wir, Schritt für Schritt, die Wahrheit auf diesem Weg erwerben, dann wird sie zu einer Kraft, die in unserem Leben die segensreichen Früchte der Gerechtigkeit, Frieden, Freude im Heiligen Geist, Liebe, Duldsamkeit, Glauben, Geduld und jede Tugend und jede Gnade hervorbringen, die Zeit und Pflege zur herrlichen Reife gedeihen lassen.

Ein treuer Nachfolger wird so nicht nur die Wahrheit erkennen und durch sie geheiligt werden, sondern der Herr hat auch gesagt: „Die Wahrheit wird euch frei machen.” Wer sie in sich aufgenommen hat, weiß aus der Erfahrung von ihrer befreienden Kraft. Sobald etwas von ihr in ein gutes und aufrichtiges Herz aufgenommen wurde, wird sie anfangen, die Fesseln von Sünde, Unwissenheit, Aberglauben und auch von Angst zu zerschlagen. Sie wird zur Gesundung und Genesung ihre Strahlen in die dunkelsten Ecken unseres Herzens und unserer Gedanken werfen und belebt so das ganze Wesen. Die Sünde kann ihr Licht nicht aushalten, und wer weiter seinem sündigen Treiben folgt, wenn er ein gutes Maß an Licht bekommen hat, so daß ihm das Übel der Sünde erkennbar wurde, der wird zwangsläufig das Licht verlieren, denn er ist seiner nicht würdig.

Unwissenheit und Aberglaube müssen vor dem Licht der Wahrheit weichen. Was für ein Segen ist die Erkenntnis, dadurch befreit zu sein! Millionen von Menschen befinden sich noch unter diesem ärgerlichen Joch. Verblendet fürchten und verehren sie viele der unwürdigsten Handlanger Satans für ihre Unterdrückung und Erniedrigung, denn diese behaupten heuchlerisch, von Gott beauftragt zu sein. Sie werden dafür benützt, Gott als rachsüchtigen Tyrannen auszugeben, der die überwiegende Mehrheit Seiner Geschöpfe einer Ewigkeit der Qual ausliefert. Gott sei Dank, daß wir die Wahrheit bekommen haben und diesem schrecklichen Alptraum entkommen sind, und daß die von Satan über uns verhängte Geiselhaft beendet ist!

Wir wurden auch von der Furcht freigemacht, weil wir jetzt auf die ganze Menschheit zukommen sehen, daß die mächtigen weltlichen und kirchlichen Systeme, die so lange die Welt regiert haben, in ihren Grundfesten erschüttert werden. Jeder denkende Mensch hat große Angst vor den Folgen von Anarchie und Terror. Und der Schrecken der Menschen wird noch größer, je näher der fürchterliche Höhepunkt kommt, auf den wir mit großer Geschwindigkeit zusteuern, und je sichtbarer sich die Gefahr offenbart. Doch inmitten von all dem und in der festen Gewißheit in das unfehlbare Wort Gottes haben die wahren Jünger Christi, die in Seinem Wort bleiben, trotz des Schreckens und der Konflikte, die innerhalb weniger Jahre über die Menschheit kommen, keine Angst. Sie freuen sich, denn sie wissen, daß es Gottes Absicht ist, wenn Er den Sturm zuläßt, die sittliche Ausrichtung der Welt zu reinigen, und daß durch Seine Vorsehung dauerhaft Frieden einkehrt. Durch die Wahrheit informiert verstehen sie, daß die Lage so sein muß, und sie vertrauen der göttlichen Vorsehung, durch die selbst der Zorn des Menschen Ihn preist.

Was für eine Verheißung! „Wenn ihr in meinem Worte bleibt, dann seid ihr wahrhaftig meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.” – Johannes 8:31 und 32 Wir haben dieses Geschenk vom Herrn bekommen, sollten wir da nicht darin bleiben und verführerischen Lehren keine Beachtung schenken? Und sollten wir dieser Gabe gegenüber nicht unter allen Umständen treu sein, sie gegen alle Angriffe verteidigen und jeden Vorwurf dagegen ertragen? Laßt uns die Wertschätzung für dieses Geschenk durch unsere Treue täglich unter Beweis stellen.